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Tizians Prolog

Der Pamir-Highway

Veröffentlicht am 23.04.2022, 11:22 Uhr in Karlsruhe, Deutschland

Der Pamir-Highway – für Radreisende ist er eine der legendärsten aller Straßen weltweit: Praktisch jeder, der eine transkontinentale Asien-Tour mit dem Fahrrad unternimmt, plant diese Straße in seine Route mit ein.

Das Pamir-Gebirge füllt die Osthälfte von Tadschikistan vollständig aus und reicht auch ein wenig über die Grenzen in die Nachbarländer Kirgisistan, China, Afghanistan und Pakistan hinein. Als nordwestlicher Ausläufer des Himalayas gehört es zum sogenannten „Dach der Welt“ und umfasst sechs Gipfel mit einer Höhe von über 7000 Metern.

Der Pamir-Highway ist die Hauptverkehrsachse und eigentlich auch die einzige nennenswerte, (mehr oder weniger) asphaltierte Straße im Pamir-Gebirge. Er verbindet über eine Entfernung von 1252 Kilometern die tadschikische Hauptstadt Duschanbe mit der kirgisischen Stadt Osch. Dabei liegt ein 482 Kilometer langer Abschnitt durchgehend auf über 3000 Metern Höhe, der höchste Punkt der Straße ist der 4655 Meter hohe Ak-Baital-Pass, der den Pamir-Highway zur zweithöchsten befestigten Fernstraße der Welt macht (nach dem Karakorum-Highway). Dabei ist „befestigt“ allerdings relativ: Die im Winter eisigen Temperaturen, Steinschläge und Felsstürze sowie eine mangelhafte Wartung haben die Straße in Teilen so sehr ramponiert, dass sich Schotterpisten direkt neben der asphaltierten Straße teilweise einfacher befahren lassen, als die Straße selbst. Und zur Überquerung von Flüssen fehlen nicht selten die Brücken, sodass wir uns wohl hin und wieder die Füße werden nass machen müssen.

Es sind aber nicht nur die statistischen Superlative oder der 236 Kilometer lange Abschnitt direkt entlang der afghanischen Grenze, die diese Straße so legendär machen. Es sind vor allem auch die atemberaubenden Landschaften, die einen dort erwarten: Der Pamir-Highway führt durch eine unwirtliche Hochgebirgswüste; obwohl im Ostteil des Highways stets über 3000 Metern gelegen, führt die Straße oftmals durch breite Täler, die – auch mangels Bäumen – eine kilometerweite Sicht auf unzählige umstehende Sechs- und Siebentausender erlauben. Menschliche Siedlungen finden sich nur spärlich und in großen Abständen, sodass die Planung und Rationierung von Proviant sicherlich ein Thema sein wird. Und obwohl die Straße legendär unter Abenteuertouristen und wohl vor allem unter Radreisenden ist, ist sie lang, abgelegen und unwirtlich genug, dass man letztendlich nur vereinzelt Touristen antrifft und der Tourismus in der Region in angenehmer Weise noch in den Kinderschuhen steckt.

Als ich vor einigen Jahren das erste mal von dieser Straße hörte, war klar, dass ich sie eines Tages mit dem Fahrrad befahren werde. Und so war dieser Pamir-Highway der Kristallisationspunkt eines Plans, der immer weiter wuchs: Bereits kurz nach meiner „Entdeckung“ des Pamir-Highways begann ich mich auch für die umliegenden Länder Zentralasiens zu interessieren: Tadschikistan, Usbekistan, Kirgisistan, Kasachstan, Turkmenistan. Es gibt nicht viele Länder – zumal asiatische! – von denen ich damals weniger wusste! Ich kannte weder die Namen der Hauptstädte noch konnte ich die Ländernamen auf einer unbeschrifteten Landkarte richtig zuordnen. Ich hatte weder eine Vorstellung von der Kultur noch von den politischen Verhältnissen dieser Länder. Schon das alleine fand ich ungeheuer reizvoll, zumal ich bald herausfand, dass die Kultur eine höchst interessante Mischung aus islamischen, sowjetischen und mongolisch-nomadischen Einflüssen darstellt und Städte wie das usbekische Samarkand wichtige Zwischenstationen auf der Seidenstraße waren.

Ich spielte mehrmals während meines Studiums mit dem Gedanken, Zentralasien zu bereisen, doch aus verschiedenen Gründen gab ich die Pläne immer bereits in frühen Stadien auf. Nachdem ich Belinda kennen gelernt hatte und sich unser Studium dem Ende zuneigte, schien der Zeitpunkt für eine Zentralasien-Tour gekommen: Wir wollten die Zeit zwischen Studium und Arbeit nutzen, um mit den Rädern nach Almaty, Kasachstan, zu fliegen und von dort quer durch Zentralasien und über den Pamir-Highway zu fahren, am Kaspischen Meer rauszukommen, um die Tour von dort vielleicht noch bis nach Istanbul fortzusetzen.

Alles war geplant, neue Fahrräder waren gekauft und die Flüge gebucht, als die Corona-Pandemie die Airline zwang, die Flüge zu canceln und uns schließlich mit der Tatsache konfrontierte, dass auch alle Alternativpläne nicht zu machen sind. Also suchten wir uns Jobs und fanden Trost darin, dass wir jeden Cent sparen würden, um die Tour eines Tages nicht nur wie geplant nachzuholen, sondern stattdessen zu Hause in Karlsruhe zu starten und so eine Tour ins Leben zu rufen, die die alte an Umfang und Vollständigkeit weit übertraf. Das primäre Ziel bleibt natürlich Zentralasien und der Pamir-Highway und der Name „Zentralasien-Tour“ hatte sich auch viel zu sehr eingebrannt, um ihn anzupassen, doch konnten wir Träumereien über eine Verlängerung der Tour über Zentralasien hinaus nicht unterdrücken – wie weit, das wird sich zeigen, aber an faszinierenden Tour-Zielen auf dieser Welt mangelt es sicherlich nicht.

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